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Energiekonzept Kreis Görlitz: Forscher empfehlen schnellen Stromnetzausbau

Im Kreis Görlitz gibt es viele Pläne für Öko-Strom. Aber das Netz reicht dafür nicht aus. In ihrer Studie geben die Wissenschaftler konkrete Tipps, was jetzt zu tun wäre.

Von Marc Hörcher
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Für den Windpark im Görlitzer Ortsteil Ludwigsdorf gibt es Ausbau-Pläne.
Für den Windpark im Görlitzer Ortsteil Ludwigsdorf gibt es Ausbau-Pläne. © Martin Schneider

Mit welcher Strategie die Energiewende im Kreis Görlitz rechtzeitig gelingen kann, damit haben sich die Autoren einer neuen Studie befasst. Wissenschaftler aus Cottbus, Berlin und Zittau sind beteiligt und geben konkrete Empfehlungen, welche nächsten Schritte zu gehen wären hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung von erneuerbaren Energien, dem Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, der Integration von Energiespeichern sowie der Gas- und Wärmeversorgung.

An Plänen für Fotovoltaik-Anlagen mangelt es ihrer Bestandsaufnahme zufolge nicht. Entsprechend der Fläche des Landkreises Görlitz müsste durch Solarenergie eine insgesamt installierte Leistung von etwa 1.270 Megawatt (MW) bis zum Jahr 2030 erreicht werden, um den Anteil am bundesweiten Plan zu erfüllen. Das sei mittels der PV-Freiflächen-Anlagen zu schaffen, die bis dahin von den Betreibern umgesetzt werden sollen. Beim Ausbau der Windenergieanlagen hingegen reichen die Zubau-Pläne bis 2030 nicht ganz. Es müsste eine Leistung von 70 MW hinzukommen. Gemessen an der durchschnittlichen Leistung neuer Windanlagen entspricht das etwa 10 bis 20 zusätzlichen Anlagen.

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Problematisch hingegen: Für die Anlagen, die kommen sollen, reicht das bestehende Stromnetz nicht aus. Die Forscher rechnen damit, dass die Übertragungsleistungen auf den unterschiedlichen Spannungsebenen (Höchst-, Hoch- und Mittelspannung) mit dem Ausbau erneuerbarer Energien zunehmen werden. Das Netz müsse technisch also so ausgebaut werden, dass die maximal möglichen Übertragungsleistungen nicht überschritten werden. Zusätzlich werden auch neue Leitungen benötigt (Einspeisenetz und Einsammelnetz). „Beim Ausbau müssen die Netzbetreiber natürlich auch auf die Wirtschaftlichkeit achten, um die finanziellen Belastungen für die Bürger gering zu halten. Die sind, genau wie alle Stromkunden, über die Netznutzungsentgelte an den Infrastrukturkosten beteiligt“, schreibt Matthias Kunick von der Hochschule Zittau/Görlitz, einer der Autoren der Studie.

Nächstes Jahr gibt es weniger Förderung für Wärmepläne

Geplante Netzausbauten der Betreiber lösen zwar die Probleme - aber die Verwirklichung komme zu spät, nämlich erst bis 2037. Ein privatwirtschaftlicher Stromnetzausbau könnte eine sinnvolle Option darstellen. Damit das gelänge, müssten sich die überregionalen Betreiber eng abstimmen mit den lokalen Verteilernetzbetreibern. Der Fokus auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien und Stromnetze sei eine Voraussetzung für künftigen Wohlstand.

Wenn es funktioniere mit dem schnellen und vorausschauenden Stromnetzausbau, sei der ländliche Raum idealer Partner für Regionen, in denen mehr Energie verbraucht wird. Der Landkreis Görlitz bleibe bedeutender Energie-Exporteur. Strom aus erneuerbaren Energien, der künftig produziert wird, lasse sich sowohl für den steigenden Bedarf vor Ort als auch für den Industriepark Schwarze Pumpe nutzen. Weiterhin empfehlen die Forscher Gemeinden und Städten im Kreis, noch in diesem Jahr ein Konzept für Wärmeversorgungsnetze anzuschieben. Bis dahin werden die Konzepte noch zu 100 Prozent gefördert, danach nur zu 80 Prozent.

Voraussetzung für eine gelungene Energiewende im Kreis Görlitz sei zudem eine einheitliche und transparente Datenbasis, erklären die Wissenschaftler. Das Land Sachsen sei hier für die Bereitstellung offener Geodaten zu loben. „Landkreis und Kommunen müssen nachziehen“, meint Kunick. Viele Daten zur Energieinfrastruktur seien auch aus Datenschutzgründen nicht öffentlich zugänglich. Im Kontext der kommunalen Wärmeplanung bedeute das, Umweltenergie-, Abwärme- sowie Einsparpotentiale zu erfassen und öffentlich zugänglich darzustellen. Erst dies ermögliche es den vielfältigen Akteuren gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.